Nach meinem Studienabschluss packte mich der Reisedrang und die Idee, Indien mit dem Fahrrad zu durchqueren. Mein Freund war begeistert von diesem Plan und nach 14 Tagen standen wir auch schon mit unseren Rädern auf indischem Boden. Ein Last Minute Abenteuer par excellence!
22TAGE
1420KM
18490HM
5/5
Traumstrände & indische Gastfreundlichkeit: Varkala bis Kochi
Die Reise startet in Mumbai, von wo wir mit dem Zug in 35 Stunden bis zum Südzipfel Indiens nach Varkala im Bundesstaat Kerala fahren.
Endlich steigen wir auf unsere Räder, unser 3-wöchiges Radabenteuer kann beginnen!
Die hohen roten Klippen sind palmenbedeckt, schon unweit von Varkala entdecken wir eine „Beach road“, die man mit dem Fahrrad sehr gut befahren kann. Dort findet man einsame, traumhafte Palmenstrände und unberührte Natur. Wir rollen an den bunten Holzbaracken der Einwohner vorbei und schauen den Fischern bei ihrer Arbeit zu. Obwohl die Leute hier für unsere Verhältnisse wenig besitzen, strahlen sie eine unglaubliche Zufriedenheit und Ruhe aus. Viele Schulkinder winken uns zu.
Essen gibt es überall an kleinen Ständen neben der Straße. Wir kaufen hauptsächlich Bananen, Chips und Wasser. In größeren Ortschaften gibt es auch leckere Restaurants. Wer es nicht allzu scharf mag, sollte lieber nachfragen, denn außerhalb der touristischen Orte sind die Speisen besonders würzig!
Schon bald trifft man auf die Backwaters, ein weitverzweigtes Flussnetz, welches von Kollam bis nach Kochi führt (ca. 120 km). Mit Hausbooten oder kleineren Booten kann man hier stunden- und tagelang die Kanäle entlang fahren. Wir nehmen unsere Räder auf einem Boot bis nach Alappuzha mit. Danach geht es wieder auf kleinen Straßen Richtung Kochi. Auch an dieser Strecke verstecken sich traumhaft schöne, kilometerlange, menschenleere Palmenstrände.
Munnar & Chinnar Nationalpark: malerische Berge und Teeplantagen
Die Straße von Kochi nach Munnar ist lang und steil. Das malerische Gebiet liegt auf 1800 m Höhe und ist übersät mit Teeplantagen. Mit dem Rad hat man die einzigartige Möglichkeit, Munnar abseits des Touristengetümmels zu erkunden und trifft auf einsame Regionen inmitten der Berge. Der erste Nationalpark auf unserer Strecke ist der Chinnar Nationalpark.
Auf der wunderschönen Abfahrt beobachten wir eine unglaubliche Naturvielfalt, die man in so kurzer Zeit fast nicht verarbeiten kann: wir fahren durch saftig grüne Teeplantagen in den eher trockenen, steppenartigen Nationalpark, vorbei an unzählig vielen exotischen Pflanzen, Baum- und Tierarten und genießen es, einmal nicht treten zu müssen.
Übernachten im Herzen des Jungels: Mudumalai Tiger Reserve
Die nächste Etappe führt von Coimbatore nach Coonoor, im Gebiet um Ooty im Bundesstaat Tamil Nadu, eine Bergstadt auf ca. 2300 m Höhe. Eine neu asphaltierte Straße mit vielen Windungen führt hinauf. Affen sitzen am Straßenrand und beobachten uns. Einer davon stiehlt sogar unsere Tagesration Bananen, die wir am Gepäcksträger montiert haben! Die Auffahrt ist anstrengend, aber dafür werden wir oben mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Es sind abermals sattgrüne Teeplantagen, die die Umgebung zieren. Die steile Abfahrt führt in den Mudumalai Nationalpark im Bundesstaat Karnataka.
Kurz vor Masinagudi findet man die Jungle Bungalows wild haven, in denen man gesichert direkt im Herzen des Nationalparks übernachten kann. Wir treffen auf wilde Elefanten und Antilopen. Der Weg führt weiter durch kleine Dörfer, in denen uns Schulkinder neugierig beobachten. Es wird langsam wieder wärmer, trotz 1000 m Seehöhe. Am Straßenrand werden wir mit frischgepresstem Orangensaft und Kokosnüssen verwöhnt.
Indien, Land der Paläste: Mysore und Sringeri
Weiter geht es nach Mysore, ein lebendiger Ort, der auch als „Stadt der Paläste“ beschrieben wird. Die Führung im Maharajapalast, einem der bekanntesten Paläste Indiens, gibt tiefe Einblicke in die Indische Geschichte. Jeden Sonntagabend wird die Palastfassade von über 80.000 Glühbirnen hell erleuchtet. Auch der berühmte Devaraja Markt im Inneren der Stadt ist ein buntes Erlebnis.
Vorbei an weiß blühenden Kaffeeplantagen mit süßlichem Duft, Reisfeldern, goldenen Tempeln und Weihnachtssternalleen geht es über Madigere weiter bis zur heiligen Stadt Sringeri. Dort steht der großartige Vidyashankara-Tempel. Sringeri ist einer der berühmtesten Wallfahrtsorte in Karnataka. Wir treffen dort auf einen großen, bunten Festumzug, der von Elefanten angeführt wird. Die Abfahrt ans Meer geht rasch und in Marvanthe-Beach bekommen wir einen schönen Bungalow direkt am Palmenstrand. In den nächsten Tagen geht es die Küste entlang.
Yoga Paradies: Gokarna und Goa
Ein Highlight der Westküste sind OM Beach und Half Moon Beach in Gokarna. An diesem malerischen Gebiet werden besonders Entspannungssuchende Gefallen finden. Wir kommen entlang des Meeres bei Temperaturen um 40°C auch so ziemlich ins Schwitzen und sind sehr dankbar für den kühlenden Fahrtwind.
Im Bundesstaat Goa ist der Besuch des bekannten Palolem Beach ein Muss. Trotz des Touristenandranges strahlt dieser Küstenabschnitt einen ganz eigenen Charme aus. Unter den Palmen reihen sich zahlreiche bunte Holzhütten, die Restaurants mit indischer Küche, Bars und Unterkunftsmöglichkeiten direkt am Strand beherbergen. Einige Kilometer entfernt entdeckten wir einen abgelegenen Strand, der wunderschön und menschenleer ist: Cabo de Rama Beach.
End of the Road: Mumbai
Die letzten 15 km unserer Radreise rollen wir direkt am festen Sandstrand entlang und steigen in Margao in den Zug zurück nach Mumbai.
Auch die Hauptstadt von Maharastra ist definitiv einen Besuch wert! Auf unserer kurzen Entdeckungstour durch Mumbai beobachten wir zahlreiche Kühe auf den Straßen, Essensmöglichkeiten an jeder Ecke, interessante Architektur, Markthallen etc.
Am Flughafen packen wir unsere Räder in Kartonschachteln, die wir kurz davor auf einem Markt gekauft haben. Neugierig beobachtet uns das Flughafenpersonal dabei.
Wie im Flug ist Südindien an uns vorbeigezogen – glücklich, voller neuer Eindrücke und ein wenig erschöpft beenden wir unser Abenteuer auf zwei Rädern. Ich kann diese Art zu Reisen jedem nur weiterempfehlen und Indien ist ein Land, das hinter jeder Straßenkurve Überraschungen bereit hält.
Tipps
- Reisezeit: In Südindien sollte man die Monsunzeit von Juli – August vermeiden. Von April – September kann es sehr heiß und schwül werden, deshalb wäre die Zeit von Oktober – März die optimale Reisezeit.
- Unterkünfte: Dadurch, dass Indien so dicht besiedelt ist, gibt es relativ viele Unterkunftsmöglichkeiten. Wer mit dem Rad unterwegs ist, sollte trotzdem berücksichtigen: nicht in jedem Dorf gibt es ein Hotel. Pro Doppelzimmer kann man im Durchschnitt mit 10 € pro Nacht rechnen.
- Radmitnahme: Mit der Fluggesellschaft Emirates darf man 30 kg Gepäck/Person transportieren. Es sollte sich genau ein Rad mit Gepäck ausgehen. Das Fahrrad in eine Kartonschachtel verpacken und los gehts!